• | Biotechnologie ist eine bedeutende Querschnittstechnologie, die nicht nur im Bereich Diagnostik und Pharmazeutika von Bedeutung ist. Ihr Wirkungsgrad in der Medizintechnik, in der Chemie- und Lebensmittelindustrie nimmt zu. |
• | Beschäftigungseffekte für Wissenschaftler sind zwar nicht in ganz großem Stil zu erwarten, aber die meisten Unternehmen sind optimistisch und stellen ein. |
• | Biowissenschaftler sind als Gründer, Unternehmer und Wissenschaftler gefragt. |
Reizvoll an Biotechnologietagen sind aus unserer Sicht immer die Foren und Symposien, die sich mit den nicht im Fokus stehenden Themen beschäftigen. Diesmal gab es eine Runde zur marinen Biotechnologie. Die gezeigten Beispielprojekte aus Unternehmen und akademischer Forschung machten schnell deutlich, dass das Meer in erster Hinsicht als Ressource für Biodiversität genutzt wird. Die Suche nach neuen Enzymen oder speziellen Proteinen zur Verbesserung von Produkteigenschaften in der Lebens- und Futtermittelindustrie oder für Verwendungen in Kosmetika und Reinigungsmittel ist ein großes Thema und optimierte Verfahren zur Selektion geeigneter Substanzen wichtige Technologien. Nachhaltigkeit ist dabei ein großer Trend, der Unternehmen veranlasst, hier in die Forschung zu investieren. Daneben wurden Beispiele zur Reduzierung von Biofilmbildungen oder zur Verwendung von Biosilikaten aus Schwämme gezeigt – Entwicklungen, für die viele Anwendungsfelder denkbar sind. Ein weiterer interessanter Block ging der Frage nach, welchen Fortschritt wissensbasierte Ansätze für die Ernährung und unser Wohlergehen bilden. Die ganz großen Trends der Lebensmittelbranche setzt derzeit die ICT Branche. Informationen über Nahrungsaufnahme und Verwertung sollen helfen, gesund und richtig zu leben. Energie- und Nährstoffcheck per Smartphone, Kamera und Cloud sind aktuelle Themen und die real time Verfügbarkeit von Produktinformationen beim Einkauf liegt in greifbarer Nähe. Im Fokus der biotechnologischen Forschung steht hingegen immer noch, was kann ein Nahrungsmittel leisten, um gesund zu machen. Dafür werden Darmmikrobiotika und ihre Beeinflussbarkeit nicht nur im Hinblick auf Darmgesundheit untersucht sondern auch Wirkmechanismen auf Erkältungskrankheiten und atopische Exemerkrankungen analysiert. Zusammenhänge können bisher durchaus nachgewiesen werden, der Schritt, damit auch Werbung machen zu dürfen und Health claims zu verwenden, ist allerdings aufgrund der Prüfung durch EFSA ein großer. Publikationen dazu finden sich beim europäischen International Life Science Institut. Und schließlich gab es ein Forum zum Thema Biotech meets Medtech. Vorgestellt wurden im Wesentlichen unterschiedliche Verfahren zur Gestaltung von Oberflächen auf Implantaten aller Art und Implantate (Stents), die vom Körper abgebaut werden können. Interessant ist auch sog. in vivo tissue engineering, das sich mit dem Wachstum von Knochenzellen im Körper beschäftigt und bereits Einzug in die Zahnmedizin gehalten hat, wo Knochenzellen nachwachsen, um Implantate stabil aufnehmen zu können. Alle drei hier vorgestellten Felder machen deutlich, dass es für Biowissenschaftler interessante Perspektiven auch abseits der Entwicklung von Pharmazeutika und Diagnostika gibt. Hinschauen lohnt sich.
• | Für Promovierende soll es künftig grundsätzlich einen Beschäftigungsumfang von mindestens einer halben Stelle einschließlich eines Anteils für die eigene Qualifizierung geben und die Laufzeit der Verträge soll grundsätzlich drei Jahre betragen. Das wird zwar vielfach schon so gehandhabt – vor allem die Graduiertenschulen im Life Science Bereich erfüllen diesen Standard. Jetzt soll er für alle gelten. |
• | Werden Wissenschaftler über Drittmittelprojekte finanziert, wird künftig die Beschäftigungsdauer in der Regel an die Projektlaufzeit gekoppelt. Die Hochschulen sind in diesem Punkt bislang sehr unterschiedlich verfahren und viele sehr kurz befristete Verträge sprechen für diesen Regelungsbedarf. |
• | Und schließlich soll der wissenschaftliche Nachwuchs bei der Entscheidung über eine Berufswahl innerhalb oder außerhalb der Hochschule durch Beratung seitens der Hochschulen unterstützt werden. Dieser Aspekt ist wirklich neu, ging es doch bisher nach Meinung vieler nur darum, wissenschaftlichen Nachwuchs im Hinblick auf eine inneruniversitäre Laufbahn zu beraten und zu fördern. |
Innerhalb der übrigen Bestimmungen dieser Novelle des Hamburger Hochschulgesetztes bzw. des Verhaltenscodex ist noch hervorzuheben, dass Habilitierende bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen eine Vertragsverlängerung erhalten müssen, und dass Daueraufgaben, die nicht der Qualifizierung dienen, an unbefristet beschäftigte Mitarbeiter zu übertragen sind. Es bleibt abzuwarten, welche dieser Regelungen die neue Bundesregierung in das Wissenschaftszeitvertragsgesetz übernehmen wird. Nicht ändern wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit, dass wissenschaftliche Mitarbeiter in ihrer Qualifizierungsphase befristet beschäftigt werden. Die Erwartung einer Flut von unbefristeten Stellen dürfte enttäuscht werden. Ändern könnten sich aber die Laufzeit der Verträge und damit die Planbarkeit wissenschaftlicher Karriereverläufe. Und ändern könnte sich vor allem, dass Nachwuchskräfte in ihrer beruflichen Orientierung besser unterstützt werden und eine Orientierung in außeruniversitäre Beschäftigungsverhältnisse nicht länger negiert oder sogar diskriminiert wird. Eine durchaus erfreuliche Entwicklung für engagierte junge Wissenschaftler! Mehr dazu unter http://www.hamburg.de/bwf/nofl/4266146/2014-02-11-bwf-arbeitsbedingungen.html