12.06.2014

Coaching hat Nebenwirkungen
Untersuchung über unerwünschte Begleiterscheinungen
In der aktuellen Ausgabe von „wirtschaft + weiterbildung“ wird eine Studie der SRH Hochschule Berlin über die systematische Untersuchung von unerwünschten Nebenwirkungen im Coaching präsentiert. 123 Business Coaches haben an einer zugrunde liegenden Befragung teilgenommen. Aus Sicht dieser Coaches wurde als häufigste Nebenwirkung benannt, dass im Prozess tiefergehende Probleme beim Klienten angestoßen wurden, die im Coaching nicht bearbeitet werden können. Einen solchen Effekt kann vermutlich jeder bestätigen, der professionell mit anderen Menschen arbeitet, egal auf welchem Gebiet. Menschen sind komplex, tragen je nach Alter eine lange Geschichte mit sich herum und stoßen in der Auseinandersetzung mit sich selbst auf Themen, die sie bisher verdrängt haben und vielleicht auch weiterhin verdrängen wollen. Für unsere Praxis können wir dieses Phänomen grundsätzlich bestätigen – allerdings in geringerem Umfang, was sicher darauf zurück zu führen ist, dass wir einen hohen Beratungsanteil in unserer Arbeit haben, in dem dieser Effekt weniger auftritt. Auf den ersten Blick mag das unbefriedigend klingen. Es ist jedoch richtig und notwendig, dass Coaches die Grenzen ihrer jeweiligen Profession einhalten, wenn sie auf Probleme stoßen, die einer fachlichen Diagnose und Therapie durch Mediziner, Psychotherapeuten oder Psychiater bedürfen. Diese Abgrenzung lernen sie in aller Regel auch im Rahmen einer fundierten Ausbildung. Auf Seiten der Klienten eröffnet sich mit diesem Nebeneffekt die Chance, Themen anzugehen. Häufig sind diese bereits länger bekannt oder werden zumindest unbewusst wahrgenommen. Die Sichtbarkeit im Prozess könnte Anlass sein, weitergehende Schritte zu unternehmen. Ein Coach kann dies fördern, indem er das wahrgenommene Thema anschneidet und weiteres empfiehlt, sofern dies auf Klientenseite gewünscht oder zumindest zugelassen wird. In der Praxis häufiger ist jedoch die Situation, dass Klienten sich gleichsam „ertappt“ fühlen und ausweichen. Sie sagen Termine ab, melden sich nicht und reagieren weder auf Mails noch auf Anrufe der Coaches. Nach einer Weile brechen dann derartige Bemühungen ab und hinterlassen ein sehr unbefriedigendes Gefühl. Einer solchen unerwünschten Entwicklung vorzubeugen, kann sinnvoll sein, indem zu Beginn des Prozesses vereinbart wird, was der Klient vom Coach für den Fall erwartet, dass er sich aus dem Prozess herauszieht. Wird dies vereinbarungsgemäß umgesetzt, haben Coaches ihren Beitrag geleistet. Der Klient bleibt für seine Situation verantwortlich und entscheidet selbst. Das Ergebnis macht sicher niemanden glücklich, der sich verantwortlich fühlt, ist aber Ergebnis professionellen Verhaltens und immer besser, als o.g. Grenzen zu missachten.
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