11.04.2014

Deutsche Biotechnologietage in Hamburg
Willkommen im Norden!
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Quelle: Life Science Nord
Zwei Tage lang traf sich die Biotechnologiebranche auf Einladung der Life Science Nord in Hamburg, und wieder gab es einen Teilnehmerrekord bei dieser Konferenz. Die wichtigsten Botschaften, die man aus beschäftigungspolitischer Sicht mitnehmen kann, sind folgende:

Biotechnologie ist eine bedeutende Querschnittstechnologie, die nicht nur im Bereich Diagnostik und Pharmazeutika von Bedeutung ist. Ihr Wirkungsgrad in der Medizintechnik, in der Chemie- und Lebensmittelindustrie nimmt zu.
Beschäftigungseffekte für Wissenschaftler sind zwar nicht in ganz großem Stil zu erwarten, aber die meisten Unternehmen sind optimistisch und stellen ein.
Biowissenschaftler sind als Gründer, Unternehmer und Wissenschaftler gefragt.

Reizvoll an Biotechnologietagen sind aus unserer Sicht immer die Foren und Symposien, die sich mit den nicht im Fokus stehenden Themen beschäftigen. Diesmal gab es eine Runde zur marinen Biotechnologie. Die gezeigten Beispielprojekte aus Unternehmen und akademischer Forschung machten schnell deutlich, dass das Meer in erster Hinsicht als Ressource für Biodiversität genutzt wird. Die Suche nach neuen Enzymen oder speziellen Proteinen zur Verbesserung von Produkteigenschaften in der Lebens- und Futtermittelindustrie oder für Verwendungen in Kosmetika und Reinigungsmittel ist ein großes Thema und optimierte Verfahren zur Selektion geeigneter Substanzen wichtige Technologien. Nachhaltigkeit ist dabei ein großer Trend, der Unternehmen veranlasst, hier in die Forschung zu investieren. Daneben wurden Beispiele zur Reduzierung von Biofilmbildungen oder zur Verwendung von Biosilikaten aus Schwämme gezeigt – Entwicklungen, für die viele Anwendungsfelder denkbar sind. Ein weiterer interessanter Block ging der Frage nach, welchen Fortschritt wissensbasierte Ansätze für die Ernährung und unser Wohlergehen bilden. Die ganz großen Trends der Lebensmittelbranche setzt derzeit die ICT Branche. Informationen über Nahrungsaufnahme und Verwertung sollen helfen, gesund und richtig zu leben. Energie- und Nährstoffcheck per Smartphone, Kamera und Cloud sind aktuelle Themen und die real time Verfügbarkeit von Produktinformationen beim Einkauf liegt in greifbarer Nähe. Im Fokus der biotechnologischen Forschung steht hingegen immer noch, was kann ein Nahrungsmittel leisten, um gesund zu machen. Dafür werden Darmmikrobiotika und ihre Beeinflussbarkeit nicht nur im Hinblick auf Darmgesundheit untersucht sondern auch Wirkmechanismen auf Erkältungskrankheiten und atopische Exemerkrankungen analysiert. Zusammenhänge können bisher durchaus nachgewiesen werden, der Schritt, damit auch Werbung machen zu dürfen und Health claims zu verwenden, ist allerdings aufgrund der Prüfung durch EFSA ein großer. Publikationen dazu finden sich beim europäischen International Life Science Institut. Und schließlich gab es ein Forum zum Thema Biotech meets Medtech. Vorgestellt wurden im Wesentlichen unterschiedliche Verfahren zur Gestaltung von Oberflächen auf Implantaten aller Art und Implantate (Stents), die vom Körper abgebaut werden können. Interessant ist auch sog. in vivo tissue engineering, das sich mit dem Wachstum von Knochenzellen im Körper beschäftigt und bereits Einzug in die Zahnmedizin gehalten hat, wo Knochenzellen nachwachsen, um Implantate stabil aufnehmen zu können. Alle drei hier vorgestellten Felder machen deutlich, dass es für Biowissenschaftler interessante Perspektiven auch abseits der Entwicklung von Pharmazeutika und Diagnostika gibt. Hinschauen lohnt sich.

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