1. | Deutsche sind faktenorientiert. Sie sind rational, vernünftig und objektiv, dabei mitunter unpersönlich. Für Bewerber bedeutet dies, dass sie Fakten liefern sollten. Ein Lebenslauf sollte daher ruhig Zahlen enthalten statt genereller Informationen, z.B. |
• | statt „Präsentation von Ergebnissen auf internationalen Konferenzen“ lieber „zweimal jährlich Vorträge auf internationalen Konferenzen in englischer Sprache“ |
• | statt „Führung einer eigenen Forschungsgruppe“ lieber „Führung eines Teams von Mitarbeitern mit 2 Tas, 3 Doktoranden und regelmäßig 2-4 Masterstudierenden“ |
• | statt „Einwerben von Drittmitteln“ lieber „Einwerben von insgesamt 0,8 Mio € in drei verschiedenen Grants |
2. | Deutsche kommunizieren direkt. Was manchmal unfreundlich erscheinen mag, ist aus Sicht der Deutschen nur ehrlich und damit verlässlich. Sie bemühen sich um Freundlichkeit, wollen das aber nicht so weit treiben, dass sie ev. nicht mehr verstanden werden. Bewerber eröffnet das in Interviews die Chance, recht offen eine eigene Meinung zu äußern. Das sollten sie auch tun, wenn sie spüren, dass Ihr Gegenüber einen anderen Standpunkt hat, wenn sie Gründen nennen können. Es ist immer vorteilhafter authentisch und glaubwürdig zu wirken als sich vorschnell anzupassen. Und wenn sie den Eindruck haben, selbst etwas missverstanden oder beim Gegenüber ein Missverständnis verursacht zu haben, dann ist es immer besser, dies direkt anzusprechen. |
Selbständigkeit in der akademischen Forschung bedeutet, eigene wissenschaftliche Fragestellungen zu entwickeln und damit Zug um Zug Verantwortung zu übernehmen für Budget, Personal, Geräte, Techniken, Projekte und Entscheidungskompetenz zu erwerben für Themenstellung, Vorgehensweise und Ressourcenverwendung. Dabei entwickeln Postdocs Kompetenzen in Personalführung, Lehre, interkulturelle Fähigkeiten, neue Sprachen, Techniken und Methoden. So sollte es jedenfalls sein und jeder sollte seine Postdoc-Stelle auch danach aussuchen, ob diese Entwicklung wirklich möglich ist. Visibiltät wird erworben durch Publikationen und Präsentationen, daher ist die aktive Teilnahme an Konferenzen so wichtig und großzügige Reisebudgets ein entscheidender Vorteil. Jeder Travel Grant, der nicht eingeworben werden muss, lässt zu, dass sich der junge Wissenschaftler auf seine eigentlichen Aufgaben konzentriert. Und schließlich sollte die Entwicklung eines eigenen Profils nicht nur wissenschaftlich verstanden werden sondern auch persönlich erfolgen. Klarheit über die eigene Zielsetzung, strategische Planungen der nächsten Schritte und der Aufbau relevanter Kontakte gehören ebenso dazu wie die Kompetenz, sich und andere gut zu führen. Wem das gelingt, hat bereits entscheidende Schritte getan, auch außerhalb der akademischen Forschung als kompetenter Gesprächspartner und potenziell geeigneter Kandidat zu gelten. Erst dann stellt sich die Frage, ob durch geeignete Weiterbildungsmaßnahmen die eigene Employabilität noch weiter erhöht werden kann.
Wer meint, ein paar banale Sätze und ein Hinweis auf seine Veröffentlichungen reiche, ist schneller draußen, als er ahnt. Sich Mühe geben, ist das, was Personaler erwarten dürfen.