10.10.2013

Karrierefalle Teilzeit
Wunsch und Wirklichkeit einer Teilzeitbeschäftigung

Eine Teilzeittätigkeit ist für viele Mütter (und wenige Väter) die ideale Konstellation, um Familienverantwortung und Beruf miteinander zu vereinbaren. Mit reduzierter Stundenzahl gibt es mehr Spielräume, um vormittags Kinder in Betreuungseinrichtungen oder Schulen zu bringen oder um nachmittags mit ihnen zu spielen oder Schularbeiten zu beaufsichtigen. Dazwischen lassen sich 4-5 Stunden Arbeitszeit unterbringen, wenn die Wegezeiten entsprechend kurz sind.

Auf den ersten Blick klingt das verlockend und attraktiv. Doch Teilzeittätigkeiten bergen auch Risiken, über die man sich im Vorfeld Gedanken machen sollte.

Wer von vorherein eine Teilzeitstelle anstrebt und nach offenen Teilzeitstellen sucht, findet überwiegend Tätigkeiten auf einem niedrigen Qualifikationsniveau oder Stellen, für die zwar hohe formale Anforderungen gestellt werden, die Aufgabeninhalte aber dahinter zurück bleiben. Daher betrachten viele Teilzeittätigkeiten nicht zu Unrecht als Karrierefallen, aus denen nur schwer wieder herauszukommen ist. Ausnahmen gibt es im öffentlichen Dienst, da man sich hier sehr frühzeitig um Gleichbehandlung von Voll- und Teilzeitkräften bemüht hat und viele Vollzeitstellen teilt, wenn dies möglich ist. In Unternehmen hingegen sind Ausschreibungen von 50 % Stellen auf akademischem Niveau eher selten und eher von Routineaufgaben geprägt.

Bewerber, die eine Teilzeitstelle suchen, sollten sich zunächst mal darüber klar werden, wie lange sie maximal arbeiten wollen bzw. können. Je näher sie an eine Vollzeitbeschäftigung heran kommen, desto größer sind ihre Chancen, interessante Aufgaben zu übernehmen. Ist eine Wochenarbeitszeit von etwa 30 Stunden möglich, so ist es durchaus ratsam, sich auf Vollzeitstellen zu bewerben, und den Teilzeitwunsch zu einem Zeitpunkt zu artikulieren, zu dem eine fachliche und persönliche Eignung absehbar ist. Wer den eigenen Arbeitseinsatz dann auch noch flexibel verteilen kann, wird seinen künftigen Arbeitgeber schnell überzeugen können, dass sich ein gemeinsamer Versuch lohnt.

Anders ist die Situation, wenn jemand als bisher Vollbeschäftigter im selben Unternehmen seine Wochenarbeitszeit reduzieren möchte, z.B. nach Rückkehr aus Mutterschutz/Elternzeit oder als vorübergehende Reduzierung aus persönlichen Gründen, hinter denen Familienpflichten aber auch Weiterbildungswünsche, die Vorbereitung einer Selbständigkeit oder ähnliches stecken können.  Diese Situation hat den Vorteil, dass die eigenen Fähigkeiten im Unternehmen bekannt sind. Soll das Knowhow erhalten bleiben, wird man in aller Regel offen sein, und gemeinsam nach Lösungen suchen. Sehr hilfreich erweist sich in solchen Fällen, wenn der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin mit eigenen konkreten Vorschlägen zur Verteilung der Arbeit und zur Organisation des reduzierten Arbeitsplatzes kommt. Eine generelle Anfrage nach Reduzierung der Arbeitszeit ohne weitere Ideen verschreckt hingegen viele Vorgesetzte erst einmal, weil sie ein zusätzliches Problem lösen müssen, wo sie doch schon viele andere haben. Wer hier kreativ und gut abgestimmt einen Plan vorstellen kann, ist klar im Vorteil und schafft es in aller Regel, auch die anspruchsvollen Arbeiten in Teilzeit fortsetzen zu können, damit die Reduzierung nicht zur Karrierefalle wird.


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