03.03.2016

Eine Promotion abbrechen
Kann man dem Scheitern entrinnen?
Schreiben
Es gibt sicher individuell sehr verschiedene Gründe für die Aufgabe eines Promotionsvorhabens, und jedes Mal steht dahinter eine persönliche Entscheidung, die niemand leicht trifft und die meistens auf mehreren Ursachen basiert. Eine typische Fallgruppe ist jedoch die Aufgabe der Promotion an sich, die manchmal schon in einem sehr frühen Stadium getroffen wird. In diesen Fällen haben sich die Promovierenden nicht eingehend genug mit ihrer eigenen Motivation beschäftigt. Für eine erfolgreiche Promotion bedarf es nicht nur wissenschaftlicher Neugier und Begeisterungsfähigkeit. Ebenso wichtig sind Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz sowie die Fähigkeit zur Selbstkritik. Besonders wichtig ist jedoch, dass der Doktorand und die Doktorandin intrinsisch motiviert ist, d.h. der Wille zur Promotion auf eigenem Antrieb beruht und nicht nur auf der Tatsache basiert, dass fast alle anderen promovieren und die eigene Umgebung dies erwartet. Wird sichtbar, dass es daran fehlt, sind ein endgültiger Abbruch und ein beruflicher Neustart außerhalb der Akademia die richtige Konsequenz. Da dies immer mit dem Gefühl des Scheiterns verbunden ist, sollten Promovierende ihre Motivation vorher sorgfältig prüfen und dazu in Auswahlverfahren eingehend und kompetent befragt werden.Eine andere Fallgruppe betrifft Meinungsverschiedenheiten über das Promotionsprojekt zwischen Promovierenden und Betreuern. Es gibt Differenzen über Methoden und deren Etablierungsgrad oder über die Belegbarkeit von Arbeitshypothesen u.ä. Dies stellt sich häufig nicht in den ersten Wochen heraus sondern mitunter erst nach mehreren Monaten, manchmal auch erst nach 1 - 1,5 Jahren. Können solche Auffassungs-unterschiede auch mit Hilfe externer Moderatoren nicht überwunden werden, kann der nächste Schritt nur lauten, sich nach einem anderen Projekt umzusehen. Jeder weitere Tag an gleicher Stelle ist Zeitverschwendung. Wichtig ist, dass Promovierende solche Probleme ansprechen. Im Rahmen strukturierter Programme ist dies deutlich einfacher, weil es entsprechende Ansprechpartner gibt. Aber auch bei Individualpromotionen gibt es geeignete Stellen, die aufgesucht werden sollten. Wichtig ist nur, das Problem nicht zu verdrängen sondern anzugehen. Häufig wird in diesen Fällen ein neues Vorhaben gesucht und erfolgreich zu Ende geführt. Eine solche Biografie führt in aller Regel später nicht zu Nachteilen beim Berufseinstieg, wenn der Gesamtzeitraum immer noch ein fachspezifisch zu ermittelndes vertretbares Maß einhält. Bewerber sollten allerdings über ihre Motive sprechen und ihre Entscheidung erläutern können.
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