16.10.2014

ZWM Jahrestagung 2014 - Karrierewege von Nachwuchswissenschaftlern
Es fehlt nicht an Erkenntnis sondern an der Umsetzung!
Das ZWM hat seine diesjährige Tagung der Situation von Nachwuchswissenschaftlern gewidmet und in 1,5 Tagen viele unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lassen. Neben den Empfehlungen des Wissenschaftsrats und der Hochschulrektorenkonferenz kamen Vertreter und Sprecher der Deutschen Gesellschaft Juniorprofessur e.V., des Deutscher Hochschulverband, des Ausschusses des Deutschen Bundestags für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und des BMBF zu Wort. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Beiträge, dass die Datenlage nach wie vor unbefriedigend ist. Zwar lässt sich die Zahl der Doktoranden je Hochschule mittlerweile ermitteln, die Daten über Postdocs sind jedoch nicht immer belastbar, weil die Definition „Postdoc“ nicht klar ist und die Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen nicht über Personalinformationssysteme verfügen und viele Daten einzeln abfragen müssen – für jemanden mit Konzernhintergrund kaum zu glauben. Einen weiteren roten Faden bildet das einhellige Bekenntnis, dass es Nachwuchswissenschaftlern in Deutschland schlecht geht. Die Ursachen liegen vor allem in der Handhabung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, weshalb es Richtlinien und einer guten Governance bedarf, um Auswüchse zu unterbinden, womit wir bei der Umsetzung sind. Einige beabsichtigte Korrekturen im WissZeitVG wie die Koppelung von Vertragslaufzeiten an die Laufzeit von Drittmittelprojekten und die Mindestlaufzeit von Verträgen mit Doktoranden werden kleine Verbesserungen mit sich bringen, an der Situation der Befristung von Stellen unterhalb der Professur insgesamt aber nichts ändern. Und schließlich waren sich alle einig, dass die Selektionsentscheidungen in einer wissenschaftlichen Karriere früher greifen müssen und dass es dazu vielfach einer kulturellen Veränderung in den Fakultäten bedarf. Im Kern geht es darum, wie Führungsverantwortung wahrgenommen wird – eine Frage, die noch lange nicht zufrieden stellend gelöst wird. Wenn Universitäten mit entsprechenden Qualifizierungsangeboten nur etwa 30 % der angesprochenen wissenschaftlichen Führungskräfte erreichen, darf hier allerdings bezweifelt werden, ob immer schon ausreichend Erkenntnisse vorliegen und es sich nur um ein Umsetzungsproblem handelt.Am zweiten Tag berichteten Verantwortliche in Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen über ihre Anstrengungen zur Qualifizierung und Entwicklung wissenschaftlichen Personals im Rahmen der bestehenden gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten anhand ausgesuchter Best Practise Beispiele. Hier haben die Teilnehmer sicher am meisten mitgenommen, die selbst für Personalentwicklung verantwortlich sind. Für mich haben sich 2 Dinge mit dem Besuch dieser Tagung verändert: zum einen ist es um die Chancen der Juniorprofessoren und Nachwuchsgruppenleiter deutlich schlechter bestellt, als ich angenommen hatte. Nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft Juniorprofessur e.V. haben nur 18 % der Betroffenen wenige Monate vor Auslaufen ihrer Befristungen eine konkrete Aussicht auf eine permanente Stelle. Zum anderen ist an vielen Stellen angekommen, dass nicht alle Promovierenden in der akademischen Forschung bleiben wollen, sondern im Schnitt vermutlich nicht mehr als 50 %. Will man davon die besten halten, sollte man anständig mit ihnen umgehen. Wer mehr wissen will: über die Tagung gibt es ein pdf, das ich gerne auf Wunsch zuschicke.
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